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19. Jahrhundert, Fresko, Grafen von Walderdorf, Graubünden, Kaspar Kögler, Liechtenstein, Spätromantik, Vorarlberg
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Über die frühen Jahre Kaspar Köglers als Künstler wissen wir bisher nur wenig. Fest steht, dass er 1856 als Bediensteter des jungen Grafen von Walderdorff, wahrscheinlich war es Adolf Wilderich, nach München kam. Im selben Jahr wurde er an der Kunstakademie immatrikuliert. Mit einigen Unterbrechungen studierte Kögler dort bis September 1861. Dann verließ er München. 1867 tauchte Kögler in der aufstrebenden Kurstadt Wiesbaden auf, wo er eine Malschule eröffnete und bald Karriere machte.
Von seinen Zeitgenossen wissen wir, dass Kögler zwischen 1861 und 1867 sechs Jahre auf Wanderschaft in den deutschsprachigen Alpen war. Er war als wandernder Kirchenmaler in Vorarlberg, Graubünden und Liechtenstein unterwegs. Dafür gibt es einige wenige Belege.
Im Jahr 1863 schuf Kaspar Kögler in der Kirche St. Peter und Paul in dem Liechtensteiner Ort Mauren ein Deckengemälde mit der Himmelfahrt Christi. Dazu gibt es einen Bericht aus der „Liechtensteinischen Landeszeitung“ von 1863.
Das Gemälde hat die Zeitläufte besser überstanden als viele von Köglers Werken in Wiesbaden, namentlich die Ausmalung des Ratskellers. In Mauren wurde die Innenausstattung der Kirche 1901 überarbeitet und in diesem Zusammenhang von einem Maler Scheel aufgefrischt. 1944 urteilte über diese Arbeit Dr. Rupert Ritter in seinem Aufsatz „Die Pfrundbauten in Mauren – Zum 100-jährigen Jubiläum des Kirchenbaues 1844-1944“ folgendermaßen:
„Jedem Besucher der Maurer Kirche fällt das große Deckengemälde
im Kirchenschiff auf, darstellend Christi Himmelfahrt.
Dieses B i l d wurde 1863 von einem Maler N . Kögler gemalt. Leider
konnte ich nirgends etwas über dieses B i l d finden, weder in den
Gemeindeakten noch im Pfarrarchiv. Das B i l d ist gut in der Perspektive
und in der Komposition. 1904, anläßlich der Kirchenausmalung,
wurde es durch den Maler Scheel nachgemalt und ist in
der Farbgebung etwas zu kräftig ausgefallen.“
Erst kürzlich wurde die Pfarrkirche und auch das Deckengemälde von Kögler wieder restauriert, wie die Gemeinde auf Anfrage mitteilte.
Doch wir kennen noch eine weitere Kirche, die ein Werk Kaspar Köglers ziert. 1865 wurde Kögler nämlich in Domat/Ems im Schweizer Kanton Graubünden tätig. Dort malte er in der katholischen Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt die Kuppel mit einer Abendmahlszene aus. Als Vorlage diente wohl die ursprüngliche Ausmalung durch den Künstler Mathias Jehle. Auch dieses Werk ist erhalten geblieben und restauriert worden.
Vermutlich gibt es noch mehr Kirchen im Alpenraum zu entdecken, die von Kögler mit Fresken ausgeschmückt wurden. Bislang sind in der Schweiz jedoch erst Teile der Kunstdenkmäler in Kirchen erfasst, so dass es wohl noch ein paar Jahre dauern wird, bis wir mehr Klarheit erhalten. Die Liechtensteins Kirchen sind bereits fast vollständig bearbeitet, vielleicht gibt es ja bald noch einen Hinweise auf ein Kögler-Werk in einer Kirche. Von Österreich ist mir eine solche systematische Erschließung der Kirchenkunst bislang nicht bekannt.
In Feldkirch in Vorarlberg (Österreich) hatte sich Kögler zumindest die letzten Jahre, bevor er in die Heimat zurückkehrte, niedergelassen. Im Briefwechsel mit Herman Sander erfährt man einiges darüber und auch über seine Zeit in München, die er dem Freund schildert.
Dass Kögler sich bereits während seiner Wanderjahre als Zeichner und Illustrator einen Namen machte, bezeugen seine Bleistiftzeichnung „Bist du wieder da?“ von 1860 und seine Beiträge für die „Fliegenden Blätter“ ab 1865. Und in dem oben erwähnten Beitrag aus der „Liechtensteinischen Landeszeitung“ werden Köglers Illustrationen zu Uhlands Gedichten hoch gelobt. Leider konnte ich diese Ausgabe noch nicht finden. Es bleibt spannend.