Dezembernebel grau und still und kalt
Ruh’n auf der abgeblühten Erde, schweben
Geheimnisvoll durch Heide, Feld und Wald
Und löschen alle Farben, alles Leben.

Kein Hauch, kein Ton, kein Pulsschlag auf der Welt,
Ein Grab ist stiller nicht und atemleerer.
Und wenn von einem Zweig ein Flöcklein fällt,
Erweckt es ungezählte stumme Hörer.

Wie auf dem Grunde einer tiefen See,
Schreit ich dahin in diesen vagen Räumen,
Kaum hörbar knirscht auf meinem Pfad der Schnee
Wenn ihn mein Fuß berührt in seinen Träumen ..

Und doch ist alle diese Ruh‘ nur Schein :
Du glaubst, sie schliefen, diese Nebelschwaden,
Und du bist doch der Träumer hier allein :
Du gehst in einer Werkstatt großer Taten.

Sieh, weichen nicht die Schatten über dir ?
Geht nicht ein goldner Hauch durch diese Fluten ?
Taucht dort nicht aus dem dümmernden Revier
Ein Silberwald in Abendsonnengluten ?

Stehst du nicht plötzlich wie in einem Meer
Von Glanz und Pracht, wie nimmer du’s gesehen ?
Tut sich nicht auf ein Wunderland umher,
Daß Atem schier und Sinne dir vergehen?

Kein menschlich Auge kann die Herrlichkeit,
Kein menschlich Herz die Märchenpracht erfassen,
Die in den Taunuswäldern hoch und weit
Verschwiegen schufen diese Nebelmassen.

O, sei mir, überirdischer Traum, gegrüßt
Als Ahnung dessen, was nach Erdenzeiten,
Die wir in grauen Nebeln hier verbüßt,
Uns aufgeh’n mag in seligen Ewigkeiten! ….

(Aus: Kaspar Kögler, „Gedichte“, Wiesbaden o.J., S. 29)