An der Burgruine.
Morscher Turm, zerfallene Mauern,
Euer Träumen, euer Trauern
Trübt das junge Leben nicht :
Epheu grünt um eure Grüfte,
Vöglein bau’n in eure Klüfte,
Hell umstrahlt euch junges Licht.
Blüh’nde Menschenpärchen kommen,
Sehen traut sich aufgenommen
Vom verlassenen, stillen Raum,
Und von aller Welt geschieden
Träumen sie in seinem Frieden
Ihren jungen Liebestraum.
Knaben weh’n von euren Zinnen
Mit der Tücher buntem Linnen
Ihren Jubelgruß ins Tal ;
Und, geschmückt mit grünen Zweigen,
Seht ihr sie hinuntersteigen
Jauchzend in der Sonne Strahl.
Nur dem alten müden Greise
Offenbart sich leise, leise
Was die Trümmerwelt durchlebt ;
Er allen vernimmt die Klage,
Die dem Schutt verrauschter Tage
Wie ein Grabgefang entschwebt.
Laßt ihn in der Sonne liegen
Und an eure Mauern schmiegen
Seine Schultern alt und müd,
Und, Ruine an Ruine,
Schau’n wie auf der Lebensbühne
Bild um Bild verüberzieht. …
(Aus: Kaspar Kögler, „Gedichte“, Wiesbaden o.J., S. 28)