Ich bin getauft im Christenglauben,
Die Heidengötter steh n mir fern;
Nur einem, ihrem Gott der Trauben,
Dem opfere ich zuweilen gern.

Nicht, daß vor jedem vollen Glase
Ich auf den Knien läge – nein,
Ich kämpfe nicht für meine Nase
Um einen schönen Heiligenschein.

In allem, auch dem frömmsten Streben,
Ist mir das Übermaß verhaßt,
So bin ich auch beim Gott der Reben
Ein seltener und bescheidener Gast.

Doch nimmer soll es euch gelingen,
Ihr Bacchusfeinde, – sonst geehrt –
Mir  e u r e n  Glauben aufzuzwingen,
Hofft nimmer, daß ihr mich bekehrt!

Sie wird euch nimmermehr zur Beute –
Sie ist zu rar auf dieser Welt –
Die schöne, leichtbeschwingte Freude,
Die mir im Wein den Busen schwellt.

Das bißchen Alkohol – ich meine_
Dem Mäßigen bringt’s keine Not.
Wir sterben all‘: der trinkt am Weine
Und der am Wasser sich zu Tod! –

Schmäht Bacchus nicht! reißt, schlimme Hasser,
Nicht meuchlings feine Tempel ein!
Seid gut, trinkt friedlich euer Wasser,
Und laßt mir friedlich meinen Wein!

 

(Aus: Kaspar Kögler, „Gedichte“, Wiesbaden o.J., S. 21)