Lieber, stiller, weltentrückter Raum,
Dessen alte abgeblaßte Wände
Rings bedeckt die Arbeit meiner Hände,
Sei gegrüßt im Feierabendtraum !

Laß noch einmal, trautes Tuskulum,
Dich mit einem warmen Blick umfangen
Und die Zeiten, die in dir vergangen,
Mich noch einmal leben wehmutstumm.

In dem Kampf um’s arme Künstlerbrot
Nahmst du schweigend teil an Glück und Jammer,
Warst du Eden mir und Folterkammer
Zwischen manchem Früh- und Abendrot.

Schauplatz du von jenem stummen Krieg,
Drin mit ewig wiederholtem Ringen
Heißes Wollen kämpfte ums Gelingen,
Und dem, ach, noch heute fehlt der Sieg.

Selten hat, und nur mit kurzer Frist,
Mir ein Stündlein Glück in dir geschlagen,
Und doch find‘ ich Worte nicht zu sagen,
Wie du mir an’s Herz gewachsen bist !

Und nun kündet harter Glockenschlag
Die herangeschlichene Schicksalsstunde,
Die mich scheiden heißt aus unserem Bunde
Zu dem großen, großen Feiertag. …

Schon seh‘ ich im Geist dich kahl und leer,
Seh‘ den teueren Schmuck an deinen Wänden,
Weggeschleppt von fremden, kalten Händen,
Sich zerstreuen in der Welt umher.

Aus den lieben Räumen, staubergraut,
Scheiden Arbeit, Muse, Glück und Schmerzen,
Und zusammen bricht mit meinem Herzen
Alles, was es mühsam aufgebaut.

Doch ein alter Baum, vom Herbst entlaubt,
Weiß, daß aller Atem muß verwehen,
Weiß, daß Werden gleich ist mit Vergehen :
Erdenloos, ich beuge dir mein Haupt !

(Aus: Kaspar Kögler, “Gedichte”, Wiesbaden o.J., S. 30f.)